Lokale Fettverbrennung – ein Mythos!

Vom Speckbauch zum Waschbrettbauch? Sit-Ups reichen dazu nicht aus. Denn es ist nicht möglich, beim Fettabbau gezielt Problemzonen zu fokussieren. Wir zerstören den Mythos der lokalen Fettverbrennung und sagen dir, was du tun kannst, um deinen Körper in Form zu bringen.

Lokale Fettverbrennung – ein Mythos!

Ein Trainingsplan, der speziell das Fett an Po und Schenkeln zum Schmelzen bringt, ein kleiner Gürtel, der ganz ohne Training, nur mit elektronischen Impulsen für einen stahlharten Waschbrettbauch sorgt – mit derlei großen Versprechungen werden Sportler in Werbung, TV und Magazinen seit Jahren geködert. Eine ganze Industrie verdient an dem Glauben, Fett würde an der Stelle verbrannt, die gerade durch das Training beansprucht wird. Wer im Sommer ein Six-Pack am Baggersee vorweisen will, der muss sich im Winter durch Unmengen Crunches quälen, richtig? Falsch.

Ein Tennisarm als Argument gegen den Mythos

Eine Studie der University of California belegte bereits 1971, dass lokale Fettverbrennung ins Reich der Mythen und Legenden gehört. Die Forscher untersuchten eine Reihe Tennisspieler auf die Menge des subkutanen Fetts in ihren Armen. Der Studie lag der Gedanke zugrunde, dass Tennisspieler, bedingt durch das regelmäßige Tennisspiel, einen schwachen und einen starken Arm besitzen. Dieser starke Arm müsste, der Theorie der lokalen Fettverbrennung zufolge, aufgrund der höheren Beanspruchung eine dünnere Fettschicht aufweisen, als sein untrainierter Gegenpart. Nach mehreren Messungen an verschiedenen Stellen beider Arme waren allerdings keinerlei signifikante Unterschiede festzustellen.

Ähnliche Ergebnisse lieferte eine Studie der University of Connecticut im Jahr 2007. Dort wurden 107 Probanden einem 12-wöchigen Trainingsprogramm ausgesetzt, dessen Fokus ausschließlich auf isoliertem Training des schwachen, in der Regel also linken Arms der Probanden lag. Kernspintomographische Analysen ergaben nach Ende des 12-Wochen-Zyklus keine Unterschiede in der Fettstruktur der beiden Arme.

Training lässt Fett im gesamten Körper schmelzen

Wer Abnehmen will, muss sich kalorienarm ernähren und Sport treiben. So viel ist klar. Die ungeliebte Fettschicht lässt sich jedoch nur im gesamten Körper reduzieren, nicht aber in spezifischen Regionen. Warum das so ist, erklärt ein Blick in unseren Körper:

Fettzellen sind aus sogenannten Triglyceriden aufgebaut, die unser Körper in dieser Form nicht als Energiequelle nutzen kann. Die Fettzellen müssen zunächst in Glycerol und freie Fettsäuren aufgespalten werden. Diese gelangen anschließend über den Blutkreislauf in unseren Körper und versorgen ihn dort mit Energie, wo sie gebraucht wird. Das bedeutet: Wenn deine Bauchmuskeln bei heftigem Training nach neuem Treibstoff schreien, kann der unter Umständen auch aus deinem Oberschenkel oder deinem Unterarm kommen.

Dieses Phänomen belegt eine aktuelle Studie der Los Lagos University in Chile. Sieben Männer und vier Frauen unterzogen sich dort einem 12-wöchigen Trainingsplan, bei dem sie mit ihrem schwachen Bein dreimal pro Woche mit 10 bis 30 Prozent ihres persönlichen Maximalgewichts einen Satz an der Beinpresse absolvieren mussten. Die Probanden kamen dabei auf erstaunliche 960 bis 1200 Wiederholungen pro Einheit. Zusätzlich wurde selbstverständlich die gleichbleibende Kalorienaufnahme protokolliert. Anschließend nahmen die Forscher Werte wie Gesamtmasse, fettfreie Masse, Fettmasse, Körperfettanteil und Knochenmasse der Probanden. Ergebnis: Alle Teilnehmer verzeichneten einen Fettverlust von rund fünf Prozent im gesamten Körper, erstaunlicherweise aber eher im Bereich des Oberkörpers (7%) und der Arme (10%), deutlich weniger jedoch im trainierten Bein.

Wo dein Körper Fett abbaut oder ablagert, kannst du nicht gezielt steuern, denn das ist genetisch festgelegt.

Ein knackiges Six-Pack. Nur wie?

Fitness-Übungen wie Sit-Ups oder Kniebeugen verbrennen im muskulär beanspruchten Bereich nicht mehr Fett als anderswo, das haben wir nun gelernt. Lokale Fettverbrennung ist ein Mythos, entsprechende Trainingsprogramme mit hohen Wiederholungen bringen das Fett generell im ganzen Körper zum Schmelzen, jedoch nicht in bestimmten Regionen. Hokuspokus wie „Fett-Weg-Gürtel“ oder „Bauch-Weg-Work-outs“ sind damit selbstverständlich als Humbug entlarvt.

Spezifisches Muskeltraining ist aber dennoch sehr wichtig. Auch wenn es nicht möglich sein mag, lokal Fett zu verbrennen, so stärkt es doch die Muskulatur in den beanspruchten Regionen, zum Beispiel die Bauchmuskeln. Um das ersehnte Sixpack letztlich aber auch wirklich sehen zu können, muss die darüber liegende Fettschicht erst verschwinden.

Dazu muss deine Kalorienbilanz am Ende des Tages ein Defizit aufweisen, dass du durch bewusste Ernährung und die richtige Kombination aus Krafttraining, moderatem Ausdauertraining und intensiven aeroben Einheiten (z. B. Intervalltraining) erreichst. Nur als kleine, interessante Information am Rande: Ein Kilo Fett entspricht etwa 7000 Kalorien, die es zu verbrennen gilt. Es gibt also einiges zu tun!

Der Körper speichert zwei verschiedene Sorten Fett: Essentielles Fett, das deine Organe zum Funktionieren benötigen und gespeichertes Fett, das deinen Körper polstert, deine Organe vor Stößen schützt und als Energiereserve unter der Haut („subkutan“) abgelagert wird. Bei niedrigem Blutzucker greift der Körper auf diese subkutane Fettschicht als Energielieferant zurück. Aerobes Training, moderates Ausdauer- sowie wiederholungsreiches Krafttraining fördern den Fettabbau. Dies ist das einige, wirklich existierende „Geheimrezept“ für einen flachen Bauch, straffe Schenkel und einen knackigen Po.

Gepaart mit einer gesunden Ernährung dürfte dem Six-Pack im Sommer nun also nichts mehr im Weg stehen. Auch kein Werbe-Hokuspokus.

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Bild: © Fotolia / F.Schmidt

3 Comments on "Lokale Fettverbrennung – ein Mythos!"

  1. Dabo | # | Antworten

    Die Erforschung der Myokine soll zeigen, dass es durchaus einen Abbau von Fett im Bereich der besonders trainierten Muskeln gibt:

    Vergleiche hierzu folgenden interessanten Beitrag:

    https://www.youtube.com/watch?v=cNxoCCyLKio

  2. Chrizzley | # | Antworten

    Ich hab diesen Beitrag angesehen. Beide Teile. Ich denke da hast du ein wenig was falsch verstanden. Die Aussage war, das Myokine beim Training durch die Muskeln ausgeschüttet werden und dadurch der Fettabbau angekurbelt wird. Aber keineswegs lokal definierbar.

  3. Hamburgo | # | Antworten

    habe auch vermehrt gelesen, dass die Myokine für eine lokale Fettverbrennung sorgen können. Was da genau dran ist, würde mich auch mal interessieren.

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